SCHELLACK IN SÜDTIROL, 30.05. – 02.06.2024 – Ein Reisebericht
Bericht: Mag. Christian Stefan Horvath
Exakt 10 Jahre sind mittlerweile vergangen, seit Schellack seine letzte Reise gemacht hat - damals waren wir ja bekanntlich eine Woche in Israel. Danach folgte eine rege Konzerttätigkeit, vor allem aber eine Pandemie…
Nun war es aber endlich wieder soweit und knapp 39 Choristen und 3 Begleitpersonen versammelten sich am Donnerstag, den 30. Mai, bereits um 07:00 Uhr Früh am Hauptbahnhof Wien, um mit dem ÖBB Railjet nach Innsbruck und von dort mit einem Reisebus weiter über den Brenner nach Brixen zu reisen. Wir entkamen dabei unbeschadet sämtlichen Staus und bezogen gut gelaunt am frühen Nachmittag unsere Zimmer im Hotel Millanderhof.
Da ja in Italien bereits seit den 1960er-Jahren Feiertage wie Fronleichnam auf den darauffolgenden Sonntag verschoben wurden, war hier ein ganz normaler Wochentag. Diesen nutzten wir, um im Zentrum von Brixen zu bummeln, zu shoppen oder einfach gemütlich einen Kaffee zu trinken.
Ein erstes Highlight der Reise war dann abends das 4-Gang-Menü in unserem Hotel, welches sich als kulinarischer, klassisch südtiroler Gaumenschmaus entpuppte. Das Hotel ist ein Familienbetrieb, welches seit Jahrzehnten mit ganz viel Herzblut geführt wird. Wir Schellacks durfte nicht nur die gute Küche, sondern vor allem die Gastfreundschaft 4 Tage lang genießen. Markus Knapp und seine Frau Renate erfüllten alle unsere Wünsche und waren immer präsent, Bruder Michael werkte derweil im Hintergrund in der Küche. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle an die gesamte Familie – wir kommen gerne wieder!
Da die Wetterprognose für den nächsten Tag leider Regen und Schneefall bis auf 1700m voraussagte, musste das geplante Tagesprogramm kurzfristig adaptiert werden. So wurde eine geplante Seilbahnfahrt auf die 2.500m hohe Seceda Alm, welche ein Teil des UNESCO Weltnaturerbe Dolomiten ist, gestrichen. Dennoch starteten wir den Tag nach einem opulenten Frühstück mit einer Fahrt ins Grödnertal nach St. Ulrich, wo wir eine Holzschnitzerei besuchten, ein Muss in dieser Gegend! Danach ging es weiter nach Kastelruth. Wo normalerweise links und rechts der kurvigen Bergstraße sich die Dolomiten erheben, war diesmal nur ein dichtes Wolkenfeld. Der Blick auf den Schlern oder den Rosengarten blieb uns leider komplett verwehrt. Schließlich fuhren wir weiter hinunter nach Bozen, welches sich ebenfalls dicht in Wolken gehüllt präsentierte. Dennoch blieb hier genug Zeit für einen Bummel durch die berühmten Lauben, ein gutes Mittagessen oder einfach einen italienischen Espresso am Waltherplatz.
Nachmittags kehrten wir ins Hotel nach Brixen zurück, um uns für die bevorstehenden Aufgaben auszuruhen. Die Bassgruppe hingegen war motiviert genug, um zeitgleich noch eine 80-minütige Extraprobe einzuschieben.
Nun war der eigentliche Zweck der Chorreise endlich gekommen: Die erste Probe stand an. Wir waren nach Südtirol gereist, um gemeinsam mit dem Stiftschor des Klosters Neustift/Brixen am folgenden Sonntag die Festmesse zu gestalten. Rudi Chizzali, der Chorleiter des Stiftschors, empfing uns kurz nach 19:00 Uhr herzlich im wunderschönen Innenhof des Klosters, zum Einzusingen. Er ist als Stimmbildner seit Jahrzehnten weit über die Landesgrenzen bekannt und tätig und wurde auch von uns sofort in unsere Herzen geschlossen. Mit körperaktivierenden Übungen erstaunte er den einen oder anderen Sänger unseres Chores, sehr zur Freude des Verfassers dieser Zeilen…
Es folgte ein Erstkontakt mit den Sänger:innen des Stiftschores und eine gemeinsame Probe auf der Orgelempore der Stiftskirche. Beim Betreten der Kirche gab es das eine oder andere „Oh“, da die Pracht und Schönheit des Sakralbaus uns allesamt in Staunen versetzte. Dennoch ging es dann in den nächsten eineinhalb Stunden hochkonzentriert zur Sache. Wir hatten uns wochenlang auf diesen Moment vorbereitet und nun endlich sangen die beiden Chöre gemeinsam die „Missa Brixinensis“, eine Messe des bayrischen Komponisten Stefan Trenner, der dieses Auftragswerk 2011 für den Verband der Südtiroler Kirchenchöre komponiert hatte. Bei der Uraufführung im Dom zu Brixen sangen damals über 1000 Sänger:innen – diesmal waren wir auch immerhin 60 Personen. Die Komposition für Soli, Chor, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Tuba, Pauke und Orgel ist sehr rhythmisch gehalten und dennoch sanglich gestaltet.
Als weiteres Werk hatten wir für das Offertorium ein „Ave verum“ von Colin Mawby, dem langjährlichen Leiter der Kirchenmusik der Westminster Cathedral in London, vorbereitet.
Nach der Probe brachte uns unser Busfahrer Georg zurück ins Hotel, wo wir den Abend gemütlich an der Bar ausklingen ließen.
Nach einem weiteren köstlichen Frühstück im Hotel, fuhren wir am Samstag nach Meran. Das Wetter zeigte sich an diesem Tag zwar bewölkt, aber nicht mehr regnerisch, sodass wir knapp 3 Stunden durch die Innenstadt von Meran schlendern konnten. Dies geschah wie schon tags zuvor individuell. Beliebte Fotomotive waren hier natürlich die Palmen auf der Esplanade im Vordergrund und die schneebedeckten Berge im Hintergrund. Am frühen Nachmittag kehrten wir ins Hotel zurück, um nochmals eine Stunde zu proben.
Im Anschluss ging es wieder ins Kloster Neustift, wo wir von Prälat Eduard Fischnaller empfangen wurden. Dieser gab uns eine Privatführung durchs Kloster, welche dankenswerterweise Rudi Chizzali für uns vereinbart hatte. Prälat Fischnaller leitet nicht nur das Kloster Neustift, sondern wurde im Jänner 2024 zum Generalabt der Kongregation der Österreichischen Augustiner-Chorherrn gewählt. Er gab uns in der knapp eineinhalbstündigen Führung tiefe Einblicke ins klösterliche Leben und zeigte uns unzählige Kunstschätze des im 12. Jahrhundert gegründeten Klosters. Beeindruckend war dabei nicht nur die Stiftskirche im bayrischen Rokoko, sondern auch der Kreuzgang oder der Renaissance-Brunnen-der-Wunder im Innenhof. Die hauseigene Stiftskellerei Neustift erzeugt bereits seit 1142 Weine und ist damit eine der ältesten Kellereien weltweit.
Danach ging es steil bergauf zum oberhalb des Klosters liegenden Restaurants Köfererhof, wo im Herbst Törggelen gepflegt wird. Für uns gab es eine eigene Abendkarte mit typisch regionalen Gerichten. Auch die eine oder andere Flasche köstlichen Kerners durfte dabei nicht fehlen. Gemeinsam mit Rudi Chizzali ließen wir hier den letzten Abend unserer Reise stilvoll ausklingen. Danach mussten wir rasch ins Hotel zurück, da wir am nächsten Tag bereits zeitig aus den Federn steigen mussten.
Der Sonntag begann für uns bereits mit Frühstück um 05:30 Uhr. Trotz der frühen Stunde ließen es sich die Hoteliers nicht nehmen, für uns wie in den Tagen zu vor ein reichhaltiges Buffet herzurichten und auch persönlich Kaffee zu servieren. Sowas findet man heutzutage kaum mehr!
Danach packten wir bereits alle Koffer in den Bus und fuhren zum Kloster Neustift, wo uns Rudi Chizzali um 07:00 Uhr einsang. Bei der anschließenden Probe in der Stiftskirche, waren dann auch alle Instrumentalisten zugegen, sodass das Werk nun in voller Besetzung erklang. Die Damen und Herren des Stiftschors waren in Tracht erschienen und auch wir trugen unsere festlichen Schellackblusen und -hemden. Pünktlich um 08:30 Uhr begann dann die feierliche Fronleichnamsfestmesse. Wie es die Tradition mit sich bringt, waren nicht nur die Klerikalen und Ministranten in vollem Ornat zugegen, sondern auch Schützenverein oder Blasmusikkapelle festlich gekleidet. Da wir auf der Orgelempore musizierten, bot sich für Schellack ein pompöses Bild auf Stiftskirche und Zelebranten. Das Dirigat der Missa Brixinensis war auf Wunsch von Rudi Chizzali dem Verfasser dieser Zeilen vorbehalten - insbesondere das fulminante Finale des „Gloria“ mit dem Schlussakkord wird uns allen dabei noch lange im Ohr bleiben. Rudi Chizzali selbst dirigierte das Ave verum.
Nach dem Ende der Festmesse folgte die feierliche Fronleichnamsprozession durch das Areal des Klosters. Hier zeigte sich dann die ganze Pracht aller Beteiligten. Gleichzeitig lachte auch endlich die Sonne vom Himmel, wodurch das gesamte Ambiente wunderschön erstrahlte. Wir durften gemeinsam mit dem Stiftschor auch zwei Prozessionsgesänge unter Rudi Chizzalis Leitung beitragen.
Nach knapp 2 Stunden waren dann Festmesse und Prozession beendet und wir genossen auf Einladung des Stiftschores eine gemeinsame Agape, bei welcher wir gemütlich beisammensaßen und das eine oder andere Glas tranken. Wir möchten uns an dieser Stelle für die herzliche Aufnahme seitens des Chores und die schöne gemeinsame Zeit bedanken!
Anschließend ging es mit dem Bus zurück nach Innsbruck und von dort mit dem ÖBB Railjet zurück nach Wien, wo wir kurz vor 21:00 leicht verspätet, recht müde aber sehr glücklich ankamen!
Abschließend gilt es Dank zu sagen:
Einerseits Klaus Gufler, dem Geschäftsführer des Südtiroler Chorverbandes, der uns in der Vorbereitung der Reise und auch währenddessen hilfreich zur Seite stand, und der einen maßgeblichen Anteil am Gelingen dieser Tour hat!
Und zu guter Letzt Rudi Chizzali, ohne den diese Reise gar nicht erst möglich gewesen wäre, der vieles im Vorfeld in die Wege geleitet und möglich gemacht hat und der uns durch sein fachkundiges Wissen so sehr bereichert hat!
Wir freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen!